Der Musk Weidel X-Space – Eine Tortur?

Köln, der 12.01.2025
Vorbereitung ist alles. Man startet, wenn man schlau ist, nicht mit 20 Kilometer Joggen, ohne sich vorher vorbereitet zu haben. Anders scheint es aber bei Alice Weidel zu sein. Erst das Doppelinterview bei den Kollegen von Welt gegen (dürfte für Frau Weidel eher ein für) Frau Wagenknecht. Jetzt der X-Space mit Herrn Musk. Man fragt sich:
Was ist eigentlich passiert?
Es ging eine Stunde und fünfzehn Minuten. Es war eine Kombination aus vielen Themen, vor allem aber hat an jeder Stelle, an der Frau Weidel das Wort ergriff, erkennbar der rote Faden gefehlt. Schlimmer noch, Ahnungslosigkeit sollte mit einem Lachen oder einem „Yes, Absolutely“ überdeckt werden.
Weidel redet von einem Hitler, der Kommunist gewesen sei. Fragt Musk nach seinen Zukunftsplänen bzgl. dem Mars. Fragt, ob er an Gott glaubt. Und natürlich die altbekannte Leier der grünen Kanzlerin Merkel. Genauso wie es ein Wirrwarr ist, diese Aneinanderreihung zu lesen, war es auch Frau Weidel beim Sprechen zu hören.
Weidel wirkte von Beginn an unvorbereitet. Der beste Auftritt, den man einer Kanzlerkandidatin geben konnte und sie schaffte es nicht einmal die AfD richtig vorzustellen. Stattdessen liegt der Fokus bei Merkel, bei der Gefahr, die vom Gendern für die Schüler ausgeht. Und dann ist da noch die Kleinigkeit mit Hitler. Sie möchte sich von der NDSAP abgrenzen – gewiss sie und nicht die komplette AfD. Dafür ist es aber in Ordnung anscheinend zu vergessen, dass Hitler Kommunisten töten ließ.
Man hat schon nichts erwartet und wurde dann auch noch enttäuscht. So viel Geschichtsvergessenes und so viel Hass auf einmal, das liest man wirklich selten.
Wie fallen die Reaktionen aus?
Herr Kollege Tim Röhn von Welt fasste die Reaktionen auch von unserem Team sehr treffend zusammen: „Talk an. – Weidel: Kinder lernen in der Schulde nichts außer Gender-Propaganda. – Talk aus.“ Später ergänzte er seine Aussage um: „Okay, wieder an. War nur Spaß.“ – „Weidel: Adolf Hitler war Kommunist. – Wifi-Ausfall bei AirFrance“.
Andere sind etwas zurückhaltender in ihrer Kritik und sehen das Positive hierin. Die Kollegen der Tagesschau werden mit einem Faktencheck beweisen, ob Hitler Kommunist war (Spoiler: Nein).
Wieder andere fassen den Talk sehr gut zusammen als das, was er war. Thomas Jäger (Professor für Internationale Politik und Außenpolitik an der Universität zu Köln) nämlich eine Wahlwerbung durch Musk, die Frau Weidel in keinem Atemzug hinbekommen hat.
Dabei bleibt es aber nicht. Die Schützlinge der AfD finden sich aber an jeder Ecke. Man liest immer wieder von einem „erfrischend sympathischen Talk“. Trotzdem, so wörtlich „Gestammel“ von Frau Weidel, sei die Kernbotschaft richtig, dass die AfD als libertär, rechte Partei wieder die eigene Bevölkerung im Auge hat.
Zu finden ist aber auch der Hinweis als Entgegnung auf einen Artikel der Kollegen von t-Online, dass Weidels Aussage, Hitler sei Kommunist gewesen, eine Lüge ist, manipulativ sei. Begründet wird dies damit, dass die NSDAP (wegen ihres Namen) eine Sozialistenpartei war.
Über all die vehemente Kritik gegen Weidel finden sich auch solche Stimmen, die sagen, dass das Kennenlernen im Vordergrund stand. Der Inhalt sei egal gewesen. Am Ende jedes Mal aufs Neue der bekannte „Nur noch AfD 🇩🇪💙🇩🇪“.
Wieder andere scheinen dem kompletten rechten Wahn verfallen zu sein. Meinungsfreiheit in Deutschland scheine es nur dann zu geben, wenn es dem politischen Establishment passe. Dazu kann man nichts sagen, da diese Menschen Art. 5 Absatz 2 Grundgesetz nicht interessiert. Wut bestimmt hier den Alltag.
Im After-Space spricht Naomi Seibt (selber AfD) davon, dass die Macht von den etablierten Medien geklaut wird, und die Wahlen für die AfD keinen signifikanten Einfluss haben. Sie schwärmt zunächst von einer starken Opposition und, aufgrund des fehlenden Politikwechsels, später von einer Regierung nur bestehend aus der AfD.
Und nun?
Doch was ist jetzt das Resultat aus dem, was passiert ist? Ist wirklich Musk der Retter in der Not, der beste Arbeit geleistet hat, um die AfD zu pulverisieren, wie manche es sagen? Oder ist dies nur der Beginn einer totalitären Ära. Eins lässt sich sagen, unmittelbar nach dem Ende des Space (das übrigens Weidel beendet hat, nicht Musk), wiederholt Musk seine Auffassung, dass nur die AfD Deutschland retten könne.
Unterdessen finden sich tatsächlich Leute, die den Spruch „Hitler war Kommunist“ ernsthaft rechtfertigen. Zu lesen ist, dass man sich als Linker dem Kollektiv unterwerfe, was bei der NDSAP genau der Fall sei. Seine Gegner zu töten, die Links standen, vergisst man gerne dabei. Es zeigt sich, dass Frau Weidel hier tatsächlich auf einen Nährboden gestoßen ist. Nicht vielleicht in der Partei, wo genügend eine Annäherung an Hitler wollen, sondern eher in der breiten Bevölkerungsschicht.
Die Töne am Tag danach lauten verbreitet anders. Besser hätte es nicht laufen können, sagen viele. Viele sehen in Musk die Möglichkeit, Alice Weidel, als das zu entpuppen, was sie wirklich ist. Eine Frau, die unvorbereitet versucht, Hass und Hetze mit Geschichtsrelativierung zu verbreiten. Selbst Insolvenzminister Habeck bereitet sich vor, das muss man ihm zugutehalten.
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